Da liegt er nun wieder auf meinem Schreibtisch, wie schon vor sechs Jahren: Der Stimmzettel zur Sozialwahl.
Und wieder stellt sich die Frage: Mit welcher Stimme unterstütze ich welche Positionen?
Das ist leider gar nicht so einfach herauszufinden. Der Flyer, der ein paar Wochen zuvor ‚rumgeschickt wurde war leider nur sehr oberflächlich und hat grundsätzliches zur Wahl beschrieben. Und – vor allem – beworben, wie wichtig eine Wahlbeteiligung ist. Derlei Aufrufe gibt es viele, aber inhaltliche Positionen werden nicht dargestellt.
Die Website sozialwahl.de bietet einen Einstiegspunkt, aber keine klare Gegenüberstellung der Positionen. Immerhin gibt es eine Auflistung mit den „Listen und Kandidaten“ (Listen sind die eigentlichen Wahlmöglichkeiten, da es sich nicht um eine Personenwahl handelt).
Bei einem Blick auf diese Liste dämmert es mir langsam: Eine klare Gegenüberstellung von Positionen kann es nicht geben, weil die zur Verfügung stehenden Wahlmöglichkeiten abhängig von dem Versicherungsträger sind, bei dem man versichert ist. Manche Träger machen auch eine „Friedenswahl“ – da wird zu 30 verfügbaren Posten ein Topf von 30 Kandidaten zusammengeklüngelt und beschlossen, dass man, da man ja genau soviele Kandidaten wie Positionen hat, keine Wahl mehr notwendig ist.
Zumindest gelangt man dort dann über die verlinkten Listen zu jedem Träger an die Selbstdarstellungen der Kandidaten und kann versuchen, sich selbst ein Bild zu machen. Lieber wären mir schon einige redaktionell aufgearbeitete Beiträge, die vielleicht auch über die Selbstdarstellungen hinausgehen und im besten Fall die in der Vergangenheit (letzte Wahlperiode?) vertretenen Positionen berücksichtigt.
Bei dem Versuch, sich dem entsprechend zu informieren und vielleicht doch eine Gegenüberstellung von Positionen zu finden, stößt man vor allem auf Kritik an der Wahl selbst.
Bei Deutschlandfunk findet sich ein Beitrag (auch als Audio), in dem die kritisierten Punkte zusammengefasst werden. Abgesehen davon, das in den Beiträgen des DLF der CDU Politiker erstaunlich oft Erwähnung findet, findet sich aber auch dort keine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Wahlmöglichkeiten und deren Positionen.
Eine deutlich negative Kritik, verbunden mit der Forderung zur Abschaffung der Sozialwahl, findet sich in der Ärztezeitung, ein Argument dafür sieht man in der gescheiterten Reformation – trotz Verankerung im Koalitionsvertrag – durch CDU und SPD (sollte man sich für die Bundestagswahl merken).
Such man weiter, findet sich das Portal sozialversicherung.watch dessen Domain und Titel erst einmal hoffnungsvoll stimmt. Bei einem zweiten Blick wird man jedoch enttäuscht, denn das, was ich unter dem Begriff Watchblog assoziere, wird bei weitem nicht erfüllt. Ein dritter Blick (ins Impressum) offenbart auch, warum: Urheber und Betreiber ist einer der Kandidaten zur Wahl: die Gewerkschaft ver.di.
Also auf in die sozialen Medien, namentlich Twitter.
Dort stelle ich fest, das es viele gibt, die das gleiche umtreibt, wie mich. Es fehlt, kurzgesagt, der Wahl-o-mat zu Sozialwahl. Warum es keinen gibt habe ich oben schon vermutet: Zu komplex, zuviele „Kandidaten“, da für jeden Träger eine eigene Wahlliste existiert.
Fast erwartungsgemäß versucht die Community auf Twitter scheinbar vor allem herauszufinden, welche Wahloption am Homäopathie-Kritischsten im Gesundheitswesen aktiv werden will. Zum Beispiel fragt der aus dem „Methodisch Inkorrekt“ Podast bekannte Nikolas Wörl: „Wen von Euch wähle ich bei @Sozialwahl_2017 um ein Zeichen GEGEN Homöopathie zu setzen? @_verdi @BARMER_Presse @DAKGesundheit @DieTechniker“.
Und erhält von „sucinum1899“, der direkte Anfragen an die Kandidaten verschickt haben will, die Antwort (hier nochmal in anderer Form) dass dies wohl am ehesten auf die Techniker/IG Metall zutrifft.
Damit ist ein interessanter Punkt angesprochen, viele andere bleiben unbeleuchtet.
Zudem ist die TK-Gemeinschaft lauten meinem Wahzettel mit der BARMER und der DAK eine „Listenverbindung“ eingegangen. BARMER und DAK kommen bei den auf Twitter präsentierten Anfragen nicht so gut weg, so dass nicht klar ist, wie sehr die Stellungnahmen taugen.
Sehr unübersichtlich, die Lage und nicht einfach eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Ich werde noch weiter Augen und Ohren offen halten und hoffe, dass noch klarere Positionen bezogen werden und auch verglichen werden. Gewählt werden kann bis zum 31. Mai, also noch gut 4 Wochen Zeit, die Wahlentscheidung zu treffen.
Wer gute Informationsquellen hat: Gerne in die Kommentare damit